Bayerwald · Böhmerwald ·
Budweis
Meine diesjährige Tour in den Bayerischen und Böhmerwald sowie nach Budweis war sehr schön. Aber es ergaben sich jeweils bei Hin- und Rückfahrt ungeplante Hindernisse. Bei der Hinfahrt wird das Hindernis durch einem LKW-Fahrer verursacht, dessen Dummheit zu einer Sperrung der Ilztalbahn am 15. August führte, was es dann außer in die regionalen Medien auch in die überregionale Berichterstattung schaffte. Bei der Rückfahrt ist es dann eine Baustelle im tschechischen Bahnnetz zusammen mit dem unkooperativen Verhalten der beteiligten Bahnunternehmen, die mich länger als geplant unterwegs sein lässt. Im Vergleich zu meinen vorherigen Reisen zur Ilztalbahn haben sich bezogen auf Bus und Bahn in den letzten Jahren einige Randbedingungen geändert. Diese geänderten Bedingungen habe ich in einem gesonderten Artikel beschrieben. Eine Folge der Änderungen ist eine auch an Sonn- und Feiertagen
regelmäßigere Busverbindung von Passau in den Landkreis Freyung, mit
der ich die Fahrt mit der Ilztalbahn ersetzen kann (bzw. ersetzen musste, denn
eine Bahnfahrt wäre mir lieber gewesen). So geht es denn nach der Ankunft
in Passau mit der für mich neuen Buslinie 100 den Berg hinauf. Zielort ist
wie Röhrnbach, wo ich mich wieder im Gasthof Eibl am Marktplatz
einquartiere. |
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Fahrplan 15.8.2019: Unterschleißheim ab 11:27 S 1 Freising an 11:44 Freising ab 11:49 RE 4068 Passau Hbf an 13:37
Streckenlänge: 169 km Bahn, 22,5 km Bus. |
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Am Nachmittag schließt sich noch ein Spaziergang zur Röhrnbacher
Freizeitanlage (einem kleinen Badeteich, im dem sich wetterbedingt nur ein paar
Kinder tummelten) und zum Osterbach an. Auf dem Rückweg erwischt mich kurz
nach Überqueren des Bahnübergangs der Ilztalbahn ein Regenschauer.
Zum Glück steht an der Bushaltestelle "Bahnhof" ein recht
solides Wartehäuschen, in dem ich das Nachlassen des Regens abwarten
kann. |
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Zu diesem Reisebericht gehört eine Darstellung von
Bus- und Bahnlinien sowie einiger Fußwege für
Google Mymaps und
Google Earth.
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Am nächsten Morgen geht es halbwegs früh los, da eine recht große Runde mit Bus und Bahn sowie zu Fuß geplant ist. Hintergrund ist ein Plan, den ich 2016 schon einmal ins Auge gefasst hatte, der aber damals nicht zur Ausführung kam. In einem Reisebericht aus 2016, der meine damalige Tour in den Bayerischen bzw. Böhmerwald und zur Ilztalbahn beschreibt, wird diese nicht ausgeführte Wanderung im Bereich Bučina/Finsterau bereits kurz erwähnt. Diese Wanderung wäre nach damaliger Planung mit einer Bahn- und Busfahrt via Nové Údolí, Lenora und Kvilda sowie zurück ab Finsterau verbunden gewesen. Schon bei der Vorbereitung stellte sich aber heraus, dass aufgrund des Wegfalls von Buslinien der ČD eine nutzbare Verbindung via Lenora nach Kvilda nicht mehr besteht, und dass ich mich auch bei der Rückfahrt ab Finsterau umorientieren muss. Statt mit Ilztalbahn und Anschlussbus nach Nové Údolí
zu fahren, was freitags sowieso nicht möglich gewesen wäre, steige
ich um 8:30 Uhr wieder in einen Bus der Linie 100 und fahre nach Grafenau.
Den Aufenthalt dort nutze ich für den Einkauf von Proviant, um dann in
die um 11 Uhr abfahrende Waldbahn zu steigen. Mit Umsteigen in Zwiesel
erreiche ich den Grenzbahnhof Bayerisch Eisenstein. |
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Fahrplan 16.8.2019: Röhrnbach Abzw. Bf ab 8:30 Bus 100* Grafenau Busbf an 9:28 +5 Grafenau ab 10:00 WBA84006 Zwiesel an 10:49 Zwiesel ab 11:00 WBA83917 Bay. Eisenstein an 11:13 * Sonderfahrplan wegen Umleitung im Bereich Hohenau.
Streckenlänge: 42 km Bus, 46 Bahn. |
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Die deutsch-tschechischen Anschlüsse in Bayerisch Eisenstein (tschechischer Bahnhofsteil: Železná Ruda-Alžbětín) sind leider so, dass der nächste Zug Richtung Železná Ruda město oder Špičák erst um 12:08 Uhr fährt, ein Bus um 11:51 Uhr. Das wären die Alternative bei wirklich schlechtem Wetter (nach einem Kaffee in der schönen Bahnhofsgaststätte). Bei akzeptablem Wetter wie heute kann man bis Železná Ruda gut laufen. Ziel ist es, den Bus zu erreichen, der von Špičák und Železná Ruda nach Kvilda fährt. Bis fast in die Ortsmitte ist es ein schöner Spaziergang, dann kommt die nächste Regenschauer, vor der ich mich in ein Café rette. Ich mache die Erfahrung, dass in Tschechien ein "großer" Espresso nicht einem doppelten Espresso wie bei uns oder in Italien entspricht, sondern in einer ausgewachsenen Kaffeetasse daherkommt. Nach einiger Zeit scheint draußen wieder die Sonne. Den Weg zur Bushaltestelle dehne ich etwas aus, um ein paar Fotos zu machen. Der Bus kommt recht pünktlich und mit Fahrradanhänger. Neben dem
Fahrer gibt es einen Mitarbeiter, der sich um das Verladen der Räder
kümmert. Über die Höhen des Böhmerwalds fahren wir dann via
Prášily, Srní und Modrava nach Kvilda. In Kvilda reicht
die Zeit zu einem kleinen Rundgang zu Besucherzentrum und Kirche, dann geht es
weiter mit einer anderen Buslinie, die mich zum Grenzübergang
Bučina/Buchwald bringt. |
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Fahrplan 16.8.2019: Železná Ruda ab 13:26 Bus ČSAD Kvilda an 14:45 Kvilda ab 15:15 Bus ČSAD Bučina, st.hr. an 15:30
Streckenlänge: 54 km. |
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Die Grenze kann man hier nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad
überqueren, direkt auf der anderen Seite befindet sich aber die
Haltestelle Teufelshäng. Hier fährt ein Igelbus Richtung Lusen und
Spiegelau ab. Wie schon in Bayerisch Eisenstein wäre das eine Alternative
gewesen, um bei schlechtem Wetter Finsterau zu erreichen. Das Wetter ist aber
immer besser geworden, so dass ich auch hier zu Fuß weitergehe. Die
Wanderung führt zunächst parallel zur Grenze bis zu einem kleinen
Stausee. Dann folgt der Weg einen Bachlauf, und nachdem es wieder ein
Stück bergauf geht, kommt man ins Moorgebiet Finsterauer Filz. Finsterau
erreiche ich zunächst an einem Sportpark für Ski-Langlauf und
Inline-Skating. Von hier mache ich noch einen kleinen Bogen am Waldrand entlang
und gehe dann hinunter ins Ortszentrum. |
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Hier erwartet mich die nächste Herausforderung. In Finsterau fahren Busse dreier Systeme: die von RBO/Ostbayernbus betriebene Igelbuslinie 6115 (in DB-Auskunftssystemen und dem Bayernfahrplan enthalten), an Fahrtagen der Ilztalbahn die Anschlusslinie 605 (finanziert durch den Landkreis, aber in der DB-Auskunft enthalten), und die Linie 403 des Landkreises, die fast ausschließlich als Rufbus verkehrt. Die Freyunger Landkreisbusse sind in keinem Online-Auskunftssystem und keiner Fahrplan-App enthalten, so dass man sich mit ausgedruckten PDF-Fahrplänen behelfen muss (siehe auch Artikel "Ilztalbahn im neunten Jahr", Igelbusse ab 2020 nicht mehr bei RBO/Ostbayernbus). Bereits am Morgen hatte ich für die Fahrt von Finsterau nach Freyung den Rufbus bestellt. Die Bestellung muss bis Freitagmittag für den Rest des Wochenendes erledigt sein, da man sonst niemanden mehr erreicht. Zudem ergab sich mit dem mobilen Telefon eine schlechte Verbindung, so dass ich zur Sicherheit den Wunsch noch einmal per E-Mail losschickte. Als Abfahrtsort wählte ich "Finsterau, Ortsmitte". Die erste Haltestelle, an der ich vorbeikomme, ist jedoch eine andere, die je nach Buslinie "Abzw. Museumsdorf" oder "Abzw. Freilichtmuseum" oder "Hotel Bärnriegel" genannt wird. Ich hätte trotz der Namensvielfalt besser diese Haltestelle als Abfahrtsort angegeben. Die Haltestelle "Ortsmitte" ist nämlich zunächst nicht auffindbar. Openstreetmap oder auch die Kartenausschnitte der DB-Auskunft lokalisieren die Haltestelle auf der durch Finsterau verlaufenden Staatsstraße, dort, wo man auch die Ortsmitte vermuten würde. Google Maps schafft es, die Haltestelle am Hotel Bärnriegel wahlweise mit "Abzw. Museumsdorf" oder "Ortsmitte" zu bezeichnen, kennt dort aber nur die Linie 605. Die Suche nach meiner Abfahrtshaltestelle beschäftigt mich so, dass ich nicht dazu komme, die recht ansehenswerte Finsterauer Kirche anzuschauen oder zu fotografieren. Nachdem ich die Staatsstraße ein ganzes Stück abwärts und
wieder zurück gelaufen bin, entdecke etwas abseits, auf einer Wiese an der
Straße "Am Kirchensteig" ein Wartehäuschen. Und siehe da,
es gibt auch ein Haltestellenschild – allerdings von der RBO, deren
Igelbus dort laut Fahrplan nicht hält. Haltestellenname, Liniennummer oder
gar einen Fahrplan finde ich nicht. Ich entschließe mich, an der Kreuzung
zur Staatsstraße, in Sichtweise des Wartehäuschens zu platzieren.
Und mit etwas Verspätung kommt der Kleinbus, dem ich mich durch Winken
bemerkbar mache. Der ÖPNV in der Provinz bietet halt manchmal einen
gewissen Nervenkitzel. |
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Fahrplan 16.8.2019: Finsterau Ortsmitte ab 17:27 Bus 403 Freyung Busbf an 17:55 Freyung Busbf ab 18:00 Bus 100 Röhrnbach Abzw. Bf an 18:26
Streckenlänge: 37,5 km. |
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Trotz der verspäteten Abfahrt erreichen wir Freyung
planmäßig, so dass ich nach kurzer Zeit in die Buslinie 100 zur
Fahrt nach Röhrnbach einsteigen kann. Bei angenehmen Wetter
beschließe ich den Abend im Biergarten des Gasthofs Eibl.
Es ist Samstag, kein LKW droht auf Bahngleise zu fallen, und die Ilztalbahn fährt. Aufgrund der Wetterentwicklung (morgens noch recht frisch) und der Fahrplanoptionen (Rufbusvermeidung) habe ich meine heutige Wanderung auf dem Nachmittag verschoben, und fahre am Vormittag zunächst nach Freyung und von dort zurück bis Waldkirchen. Geprägt vom Vortagserlebnis schaue ich mal, wo denn am Freyunger Bahnhof die Haltestelle der Linie 100 ist, die ja eigentlich eine deutlich verbesserte Verbindung zwischen Ilztalbahn und der Waldbahn in Grafenau herstellt. Die Linie 605 (Ilztalbahn-Anschlussbus) hält in Sichtweite des angekommenen Zuges, weiteres ist zunächst nicht erkennbar. Am Bahnhofsgebäude, halb verdeckt durch einen Busch, hinter den
Kundenparkplätzen der örtlichen Bäckerei, entdecke ich ein
Haltestellenschild – wieder von der RBO. Neben dem Schild verläuft
ein Abflussrohr, an dem der Fahrplan des "Freyung Bus" befestigt ist,
einer irgendwie zum Igelbus-System gehörenden, dienstags und donnerstags
jeweils zweimal pro Richtung verkehrenden Linie. Die etwas wichtigere Linie
100 findet keine Erwähnung, es ist auch nicht erkennbar, wo man sich vor
oder neben den parkenden Autos hinstellen muss, damit ein Busfahrer
einstiegswillige Fahrgäste erkennt. Noch undurchschaubarer ist die
Situation in Gegenrichtung: nicht nur, dass jedes Merkmal einer Haltestelle
fehlt, die Straße läuft direkt entlang einer Stützmauer und es
gibt keinen Bürgersteig oder anderen Platz, um sich
hinzustellen. |
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Fahrplan 17.8.2019: Röhrnbach ab 10:27 ITB61849 Freyung an 11:02 Freyung ab 11:35 ITB83250 Waldkirchen an 11:55
Streckenlänge: 31 km. |
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Nun, ich muss das zum Glück nicht in der Praxis ausprobieren, sondern
fahre mit der Ilztalbahn nach Waldkirchen. Dort warte ich die
planmäßige Zugbegegnung für ein paar Fotos ab, und mache mich
dann auf den steilen Weg in die Stadtmitte. Es ist warm und bewölkt, auf
dem Marktplatz gibt es Blasmusik, und ich gönne mir einen kleinen Imbiss.
Das nächste Verkehrsmittel ist dann wieder ein Kleinbus, aber bei der
Linie 501 verkehrt samstags jede zwei Fahrt auch unbestellt. Ich bin zwar
irritiert, weil das Fahrzeug nur mit "Haidmühle" beschildert
ist, aber der Fahrer bestätigt mir, dass er bis Bischofsreut fährt.
Dafür will er mein in der Ilztalbahn erworbenes Bayerwaldticket nicht
anerkennen ("noch nie gesehen"), lässt mich aber trotzdem
mitfahren (entschuldigt nicht die Unkenntnis, vermeidet aber
Ärger). |
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Fahrplan 17.8.2019: Waldkirchen Busbf ab 13:19 Bus 501 Bischofsreut Gem. an 14:15
Streckenlänge: 35 km. |
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Der Kleinbus ist mit sechs Passagieren zunächst recht gut besetzt; nach Bischofsreut will nur ich, obwohl das gerade stattfindende Volksfest für Samstagnachmittag ein zusätzliches Ziel bietet. Allerdings ist die letzte Rufbusabfahrt um 18:42 Uhr nicht für jeden volksfesttauglich. Anlass meiner Fahrt ist nicht das Fest, sondern, Bischofsreut als Ausgangspunkt einer grenzüberschreitenden Wanderung zu nutzen. Der Weg führt erstmal bergab. Ein Skilift am Wegrand weist auf Wintersportaktivitäten hin. Kurz vor dem Talgrund liegt die Streusiedlung "Marchhäuser". Alte Karten zeigen, dass es auf der tschechischen Seite der Grenze bis in die 1950er-Jahre hinein ähnliche Siedlungsformen gab, die im Zuge der Errichtung des "Eisernen Vorhangs" abgeräumt und zum Sperrgebiet erklärt wurden. (Karte 1952). Kurz hinter dem Grenzbach findet man noch eine recht massive Grenzbefestigung. Der ansonsten unscheinbare Grenzübergang war ab dem Mittelalter eine wichtige Verbindung von Bayern nach Böhmen. Der "Prachatitzer Weg" der Goldenen Steigs wurde jahrhundertelang zum Transport von Salz benutzt. Diesem historischen Weg folge ich auf tschechischer Seite durch dichten Wald bergauf. Am Ende der Steigung nutze ich den im Bereich der ehemaligen "Steinköpfelhäuser" liegenden Rastplatz für eine Pause. Danach verlasse ich den Goldenen Steig und wende mich nach Süden. Es geht mal wieder abwärts um später wieder aufwärts zu gehen. Ebenso wie man beim Abstieg von Bischofsreut das Böhmerwald-Panorama vor Augen hat, hat man von hier eine gute Aussicht auf Bischofsreut und Teile der Bayrischen Walds. Von der ehemaligen Siedlung Schönberg/Krásná Hora ist nur noch eine Rinderweide und eine Gedenktafel zu sehen. An einigen Abzweigungen vorbei folge ich weiterhin dem Weg parallel zur Grenze. Der Abstieg Richtung Nové Údolí verläuft etwas langweilig durch einen Nadelwald. Dann erreiche ich das Feuchtgebiet der Kalten Moldau und der Bahnhof kommt in Sicht. Über die Brücke, an der ich mich vor ein paar Jahren von der Wassertemperatur des Flüsschens überzeugt habe, erreiche ich das zwar als Dorf nicht mehr existierende, aber trotzdem recht belebte Neuthal/Nové Údolí. Der Bahnhof, viele Radfahrer, der Verein mit seinem Imbiss (und seiner Dampfdraisine) sowie der auf deutscher Seite liegende Parkplatz sorgen dafür, dass mir hier mehr Leute begegnen als auf der gesamten Wanderung. Ich leiste mir ein gutes Bier der Marke Dudák der städtischen Brauerei Strakonice (Webseite mit deutschem Text). Nachdem bereits die Abfahrt eines Regiosprinters von GW Train Regio (GWT) beobachtet habe, kommt später noch ein Zug bestehend aus zwei (ehemals DB-)Garnituren der Baureihe 628, und dazwischen ein Wagen für den Fahrradtransport. Die Zahl der ausgeladenen Räder ist beeindruckend. Auf der deutschen Seite findet Fahrradtransport auf entsprechenden Halterungen privater PKW statt. Das wird deutlich, als ich anschließend mit einem Kleinbus der Linie 606 an den auf deutscher Seite abgestellten Autos vorbeifahre. Die Grenze zwischen Bayern und Böhmen ist auch eine verkehrspolitische Grenze. Dort ein Bahnhof an dem zwischen 8 und 19 Uhr elf Züge abfahren, der ansonsten nur zu Fuß und per Fahrrad erreichbar ist. Auf der anderen Seite eine abgebaute Bahnstrecke, ein großer Parkplatz und gerade mal ein bisschen Busverkehr. Wieder in Waldkirchen angekommen, habe ich die Wahl, eine Stunde auf die
Ilztalbahn nach Röhrnbach zu warten, oder noch einmal die Runde über
Freyung mitzumachen, oder die Buslinie 100 zu nehmen. Da ich einiges
Zufußgehen hinter mir habe und mich etwas müde, verstaubt und
hungrig fühle, entscheide ich mich für den Bus, der nach zehn Minuten
gerade noch vor dem Schließen der Schranken den Bahnübergang
überquert. Im Biergarten des Gasthofs Eibl suche ich mir am heutigen, warm
gewordenen Tag einen möglichst schattigen Platz. |
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Fahrplan 17.8.2019: Nové Údolí ab 17:30 Bus 606 Waldkirchen Bf an 18:00 Waldkirchen Bf * ab 18:11 Bus 100 Röhrnbach Abzw. Bf an 18:26 * Während die Haltestelle der Linie 606 sich direkt am Bahnhofsgebäude befindet, hält die Linie 100 in der Bahnhofsstraße, jeweils in Fahrtrichtung hinter dem Bahnübergang, 100 bis 150 Meter Fußweg ab Bahnhof.
Streckenlänge: 38 km. |
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Bereits in der Schlussbemerkung zu einem Reisebericht 2013 hatte ich aufgezeigt, dass Südböhmen per Bahn aktuell aus dem südlichen Bayern nur mit großen Umwegen erreichbar ist. Der direktere Weg über Passau und den Grenzübergang Haidmühle/Nové Údolí funktioniert nur noch als mühsame Bahn/Bus-Kombination. Die Bahnverbindung wurde in den letzten Jahrzehnten des vorherigen Jahrhunderts abgebaut und danach durch Bau eines (sehr mäßig genutzten) Radwegs endgültig zerstört. Auch um von Röhrnbach nach Budweis zu kommen, muss man zwischen
Waldkirchen und Nové Údolí ein Stück mit dem Bus
fahren. Dank der von der Ilztalbahn initiierten Buslinie klappen die
Anschlüsse; der Bus hält an beiden Endpunkten unmittelbar am Bahnhof.
In Nové Údolí steige ich einen der bereits beschriebenen
Züge aus ex-DB-Fahrzeugen mit Fahrradwagen. Etwas enttäuscht bin ich,
dass die Aussage auf der Webseite von GW Train Regio zum Fahrscheinkauf falsch
ist. Es gibt keinen Fahrkartenautomaten und die Zugbegleiterin nimmt nur
Bargeld. |
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Vorbei geht die Fahrt am Moldau-Stausee Lipno und an der Welterbestadt
Český Krumlov – insgesamt bekommt man viel Landschaft zu
sehen. In Budweis kaufe ich mir im Bahnhof etwas zu essen und zu trinken und
mache in einem Park zunächst einmal eine verspätete Mittagspause.
Danach geht es zur Pension, die sich als modern eingerichteter Altbau
herausstellt. |
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Fahrplan 18.8.2019: Röhrnbach ab 10:27 ITB61849 Waldkirchen an 10:39 Waldkirchen Bf ab 10:44 Bus 606 Nové Údolí an 11:14 Nové Údolí ab 11:22 GWT 8106 České Budějovice an 13:46 +5
Streckenlänge: 103 km Bahn, 29 km Bus. |
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Der Rest des Nachmittags ist für einen Rundgang durch die Budweiser Altstadt vorgesehen. Da es jedoch sehr warm geworden ist, führt mein Weg recht schnell aus der Innenstadt hinaus ins Grüne. Das findet sich auf der Insel Sokol (Sokolský ostrov), die sich zwischen der Moldau und einem Arm des Flüsschens Maltsch/Malše erstreckt. Und so kommt es zunächst einmal zu einer längeren Pause im Café Vlnna, das als eine Art Hausboot auf einem Arm der Maltsch vor der Altstadt liegt. Ein schattiger Platz direkt am Wasser mit einem kühlem (in diesem Fall nicht-alkoholischen) Getränk – so lässt es sich aushalten. Das Vlnna ist nicht nur Café, sondern man kann hier Tret- und Ruderboote ausleihen, und es dient als Anleger für Rundfahrten mit der Rozálie auf Maltsch und Moldau. Nach der Pause folgt dann noch ein wenig Touristenprogramm. Am Nordende des Maltsch-Arms liegt der Dominikanerkonvent, an dem vorbei ich wieder in die Altstadt laufe. Da ich bereits 2011 in Budweis war, beschränke ich mich auf einen kleinen Rundgang: Rabensteiner Turm, Schwarzer Turm mit der Kirche St. Nikolaus, der zentrale Přemysl-Ottokar-II.-Platz mit der sehenswerten Randbebauung und dem hervorstechenden Rathaus. Im Süden erreiche ich wieder die Maltsch und mache noch eine kurze Pause im Park am Zusammenfluss mit der Moldau. Es ist zwar noch nicht so richtig Abend, aber mangels eine richtigen
Mittagessen bekomme ich Hunger. Ich schaue am Gasthaus Masné
krámy (ehem. Fleischbänke) vorbei, entscheide mich dann aber
für die
Bierschenke Budvarka
(Pivnice
Budvarka). Nach etwas deftigem böhmischen Essen brauche ich wieder
Bewegung. In der Dämmerung mache ich noch ein paar Altstadtfotos und lande
danach wieder am Wasser. Das letzte Bier gibt es dann vor der Kneipe
Staré Časy direkt an der Maltsch. |
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Ich hatte mich beim Heimweg für einen Umweg über Pilsen/Plzeň
entschieden. Wie bereits 2013 erläutert, bieten sich mit der Bahn die
Strecken via Linz, Bayerisch Eisenstein und Pilsen/Furth im Wald an. Die
schnellste aber meist auch teuerste Verbindung zwischen Südböhmen und
Oberbayern führt über Linz. Dagegen sprach in diesem Jahr aber auch,
dass auf der österreichischen Westbahnstrecke Bauarbeiten angekündigt
waren. Über Pilsen wäre ich mit einmal Umsteigen nach München
bzw. Freising gekommen. Leider gab es dann auch dort eine Baustelle mit
Ersatzbussen zwischen Pilsen und Stod, die übrigens in der Auskunft der DB
und ihrer Navigator-App nie auftauchte. Natürlich fährt da nicht die
DB, sondern die tschechischen Bahnen ČD und die Länderbahn mit Alex,
was aber die Lage nicht verbessert, da beispielweise die Alex-Website mobil
nicht sonderlich gut funktioniert. |
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Die Fahrt von Budweis nach Pilsen führt immer parallel zum Böhmerwald mit schönen Ausblicken in die Landschaft und auf einige vorbeiziehende Seen. Mit etwas Verspätung kommen wir in Pilsen an. Da die Ersatzbusse früher abfahren als der Zug, ist meine Mittagspause eh so verkürzt, dass es statt Mittagessen nur zu mobiler Verpflegung reicht. Es fahren drei Busse, ich steige in den ersten ein. Obwohl der Busfahrer die Türen schließt, als der Bus voll ist, und hinter uns weitere Busse einstiegsbereit sind, lässt den Bus, in dem es immer wärmer wird, bis zur fahrplanmäßigen Abfahrtszeit stehen. Auch die ČD ist halt mehr Behörde als kundenorientiertes Unternehmen. In Stod kommen die Busse pünktlich an, aber leider ist kein Zug zu sehen. Zuerst werden zehn Minuten Verspätung gemeldet, am Ende werden es fast 40 Minuten. Und das an einem Bahnhof ziemlich im Nichts. Mit etwas mehr als 40 Minuten erreichen wir das deutsche Bahnnetz. Das erste, was das in Furth zusteigende deutsche Alex-Personal ankündigt, ist, dass unser Zug in Schwandorf endet. Infos für Weiterreisende werden für die Fahrkartenkontrolle versprochen. Leider findet bei mir auf der ganzen Strecke keine Fahrkartenkontrolle statt – am Ende gilt das sogar für die gesamte Reise ab Pilsen bis Freising. Auf dem deutschen Streckenteil wird jede Möglichkeit ausgeschöpft, den Zug weiter aufzuhalten. Dadurch verpassen wir in Schwandorf den Regionalexpress nach Regensburg, und kommen mit mehr als einer Stunde Verspätung an. Auch nach dem Aussteigen gibt es keine Information für die gestrandeten Fahrgäste. Ich suche mir den nächsten Zug Richtung Regensburg selber heraus, nur um dann festzustellen, dass diese Oberpfalzbahn ebenfalls ausfällt. Service wie aus dem Lehrbuch der Kundenfeindlichkeit. Es bleibt nur, auf den nächsten Alex-Zug zu warten. Der Zugteil aus Hof kommt pünktlich. Statt auf den wieder verspäten Zugteil aus Tschechien zu warten, wird der leere Zugteil angekuppelt, mit dem ich aus Stod kam. Der tschechische Zugteil kommt mit etwa zehn Minuten Verspätung, hält auf der anderen Bahnsteigseite und die Reisenden können umsteigen. Die zwei zusätzliche Stunden hätte ich auch in Pilsen verbringen können, anstatt an ereignislosen Bahnhöfen in Stod und Schwandorf herumzuhängen. Vielen Dank an České dráhy und Länderbahn! Die Fahrt nach Freising verläuft dann nur leicht unpünktlich. Es
gibt etliche Durchsagen (u.a. zum Eintragen von Namen auf Bayerntickets), aber
keine Fahrkartenkontrolle. In Freising steige ich in die S-Bahn um, und komme
halt zwei Stunden später nach Hause als geplant. Den Eindruck, dass
bezüglich Störungsinformation irgendetwas in Ordnung war, gewinne ich
nicht. Die Ursache der Verspätung, werde ich wohl nie erfahren.
Störung in den Köpfen der Bahngewaltigen? Ein etwas ärgerlicher
Schlusspunkt einer schönen Reise. |
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Fahrplan 19.8.2019: České Budějovice ab 10:04 R 654 Plzeň hl.n. an 11:56 +10 Plzeň hl.n. ab 12:47 Ex400356 Stod an 13:27 Stod ab 13:32 Ex 356
Mit Ex400356 bezeichnet die ČD den Ersatzbus,
auch wenn auf der Fahrkarte oder beim Kauf nicht ersichtlich ist, dass es ein
Bus ist.
Streckenlänge: 415 km Bahn, 22,5 km Bus (ohne SEV: 442 km). Nachtrag: Wegen der zweistündigen Verspätung wird eine Entschädigung von 182 Kč fällig, die die ČD ohne weitere Probleme überweist. Dank durchgehender Fahrkarte gibt es 50 Prozent Entschädigung, unabhängig vom Umstieg in Züge anderer Betreiber oder deren Mitverantwortung an der Verspätung. Im Gegensatz zur DB lässt sich diese Inanspruchnahme von Fahrgastrechten bei der ČD online und papierlos durchführen (zumindest bei online erworbenen Fahrkarten). |
Fahrplan- und Preisangaben beziehen sich auf August
2019 und sind ohne Gewähr.
Angaben zu Verspätungen und Entfernungen können ungenau
sein.
Reiseberichte rund um die Ilztalbahn
Zuletzt geändert am 30.9.2021 / © Edmund Lauterbach –
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