Die sogenannte Steilstrecke der Oberweißbacher Bergbahn
verdankt ihre Existenz unter anderem der Forderung, Gütertransporte
zu den Orten auf dem Hochplateau durchführen zu können. Deshalb
verfügt die Bergbahn neben einem Personenwagen, dessen Innenraum,
wie bei Standseilbahnen üblich, die Streckenneigung ausgleicht, auch
über einen Wagen mit einer sogenannten Güterbühne, die
ursprünglich zum Transport normalspuriger Güterwaggons verwendet
wurde.
Güterverkehr wird heute dort nicht mehr durchgeführt, der
Personenverkehr nahm zu. Die Konsequenz: Auf der Güterbühne fährt
heute ein Personenwagen mit, der allerdings genau für diesen Zweck
umgebaut wurde und nicht zu Fahrten auf normalspurigen Gleisen verwendet
wird. Bei besonderen Feierlichkeiten wird allerdings auch heute noch das
Auf- und Abfahren auf den Bühnenwagen vorgeführt. Die notwendigen
Einrichtungen sind an Tal- und Bergstationen vorhanden. Dazu zählen
beispielsweise kleine Drehscheiben und – wohl bei Standseilbahnen eher
selten anzutreffen – eine dritte „Abtsche Ausweiche". Diesen speziellen
Weichentyp ohne bewegliche Teile findet man bei eingleisigen Standseilbahnen
ansonsten nur an der Ausweichstelle in der Streckenmitte.
Soviel zur Technik von Steilstrecke und Verladeeinrichtung. Nachdem
unsere Reisegruppe diese zum Bahncard-Preis von 3,80 DM pro Person überwunden
hatte (SWT gilt nicht), wurde in Lichtenhain zunächst das Hotel „Zur Bergbahn"
bezogen. Da im bezahlten Bergbahn-Preis die sogenannte Flachstrecke
inbegriffen war, mußte diese natürlich noch am gleichen Abend
bereist werden. So ging es in gemütlichem Tempo mit zwei Triebwagen,
die von Ambiente und Türmechanik an die alten Berliner S-Bahn-Wagen
erinnern, von Lichtenhain nach Cursdorf.
Nach kurzer Einkehr fuhren wir wegen des wenig wanderfreundlichen Wetters
die 2,6 Kilometer auch wieder zurück. Der Bahncard-Preis für
die Flachstrecke ist mit 1,20 DM auch recht erschwinglich. Der Abend klang
nach Eintreffen des Restes der Reisegruppe in unserem Hotel aus.
Der zweite Tag war dann – auch dank des besser werdenden Wetters –
etwas weniger dem Bahnfahren und mehr dem Zufußgehen gewidmet. So ging
es dann zunächst sehr fotografierintensiv entlang der Flachstrecke
bis zur Zwischenstation Oberweißbach. Dieses Städtchen rühmt
sich zum einem seiner Glas- und Lampenindustrie und zum anderen der Tatsache,
Geburtsort eines gewissen Herrn Fröbel, dem Erfinder des Kindergartens
zu sein. Von der Bahnstation ging es zunächst besichtigenderweise
durch den Ort hinab. Dann hinauf zum Fröbelturm mit einem schönen
Rundblick über die Landschaft.
Nach Mittagseinkehr in der Turmgastätte ging es bergab nach Cursdorf
und wieder bergauf zur Meuselbacher Kuppe. An Meuselbach vorbei klettern
wir nun endgültig hinunter ins Schwarzatal. Zwei Stationen weit, von
Meuselbach-Schwarzmühle bis Obstfelderschmiede, beförderte uns
ein VT 628. Nun stand natürlich wieder Bergbahnfahren an; diesmal
mit dem aufgebockten Personenwagen.
Da noch nicht alle Teilnehmer die Flachstrecke gefahren waren, ging
es oben weiter nach Cursdorf. Der Rückweg nach Lichtenhain erfolgte
teils zu Fuß, teils mit der Bahn. Als dritte Spurweite hat Lichtenhain
noch eine Feldbahnstrecke zu bieten, an der sich die Gruppe dann zur Besichtigung
einfand. Nach einem Spaziergang in der Abendsonne folgte – auch mangels
Alternativen – wieder der Tagesausklang im Hotel.
Die Heimreise unserer Gruppe erfolgte zweigeteilt. Nachdem ausgerechnet
am Abreisetag die Feldbahn in Betrieb war, mußte diesem Ereignis
noch einmal Aufmerksamkeit gewidmet werden. Kurz vor Mittag ging es dann
aber los: Die Eiligen den Berg hinab Richtung Saalfeld zum IC, die Abenteuerlustigen
zunächst mal Richtung Cursdorf. Dort wurde Mittag gegessen, dann war
man reif für das Abenteuer: Busfahrt nach Neuhaus, dort Umsteigen
an einer sehenswert häßlichen „Zentralhaltestelle", weiter mit
Bus nach Lichte.
Von hier sollte es mit Schienenersatzverkehr nach Lauscha weitergehen.
Auf diesen gab es an der Haltestelle jedoch keinerlei Hinweis, so daß
gewisse Zweifel aufkamen und einzelne Teilnehmer die Wahl dieser Route
nun gar nicht mehr so glücklich fanden. Es blieb uns zunächst
nur das Prinzip Hoffnung. Aber nach einiger Wartezeit in wenig ansprechendem
Ambiente tauchte der Bus wirklich auf, hielt an und ließ uns zusteigen.
Während der Schienenersatzverkehr uns einmal mehr durch Neuhaus
chauffierte – ohne Halt, da sich dort kein Personenbahnhof befand –
versuchten wir mit Erfolg von der "Zugbegleiterin" Fahrscheine nach München
zu erstehen. Am Bahnhof Ernstthal hatte der Bus dann 15 Minuten Begegnungsaufenthalt
– schließlich ist die zu ersetzende Bahnstrecke ja eingleisig.
Die Schiene hatte uns wieder: Lauscha – Sonneberg, Sonneberg –
Nürnberg mit fast zu knappen Anschluß zu einem fast zu gut besetzten
ICE nach München.
Alles in allem für die Beteiligten sicher ein ziemlich „bahnsinniges"
Pfingstwochenende in einer sehenswerten Gegend.
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