Zur geographischen Orientierung existiert ein Streckenplan des Gebiets zwischen Bonn und Andernach.
Zwischen Rhein und Eifel – 2. Tag
Große Ereignisse werfen ihren Schatten voraus. In diesem Fall bestand der Schatten aus frühem Aufstehen um gegen 8:00 Uhr den Bus Richtung Bonn (bzw. zur Stadtbahnhaltestelle) zu erreichen. Mein erstes Hauptziel, der Vulkanexpress, fährt dienstags nur zweimal und die Nachmittagsfahrt ist mir zu spät. Also heißt es in Bonn den RE zu erwischen, der Brohl um 9:17 Uhr erreicht.
Dieser RE heißt Rhein-Wupper-Express und wird mit ET425 betrieben. Na ja, das Teil und der gebotene S-Bahn-Standard kommt mir irgendwie bekannt vor. Im Vergleich zum ET423 gibt es eine andere Bodenhöhe, eine feste Stufe an der Tür, eine leicht veränderte Front und etwas bessere Gepäckablagen.
Die Regionalbahn Rheinland hat offensichtlich erkannt, daß es Sinn macht auf dem Innendisplay zwischen wechselweise angezeigtem nächstem Halt und Endbahnhof zu unterscheiden. So wird dem Koblenz ein "n." vorangestellt. Ebenso wie bei ET423 ist die Fahrgastinformationsanlage aber etwas eigenartig (wohl Adtranz-Design) und so steht auch außen auf der Stirnanzeige "n.Koblenz" – was ich zumindest als ungewohnt empfinde.
Ein Vorteil des Fahrzeuges ist seine Spurtfreudigkeit. Die wird allerdings dadurch etwas ausgebremst, daß die DB auch an der Rheinstrecke Überholmöglichkeiten für Fernzüge entfernt (Beispiel: Oberwinter – Rückbau von 4 auf 2 Bahnsteiggleise). So stehen wir in Remagen fast 10 Minuten um einen verspäteten Fernzug überholen zu lassen, da die nächste Überholmöglichkeit wohl auch für den spurtstarken ET425 zu weit entfernt ist.
In Brohl habe ich genügend Zeit zum Umsteigen, so daß die Verspätung keine größeren Folgen hat. Oberhalb des DB-Bahnhofs liegt der Bahnhof der Brohltal-Eisenbahn (BTE). Am einzigen Bahnsteig steht bereits ein Dieseltriebwagen, ein Gepäckwagen zum Fahrradtransport und ein Personenwagen mit Verpflegungsmöglichkeit. Richtung Norden geht nicht nur das Gleis ins Brohltal weg, sondern dort liegt auch das Bw und ein Gleis zum Rheinufer.
Zusammen mit mir trifft eine ca. 20 Mann starke Gruppe am BTE-Bahnhof ein, die wohl eine Reservierung im bewirteten Wagen hat. Schon aus fotografischen Gründen ist für mich klar, daß mein Platz im Triebwagen ist. Ich kaufe also den Fahrschein und schaue mich noch etwas im Stationsgebäude um, bevor ich den Zug besteige. Da noch ein niederländischer Reisebus eintrifft, wird kurzentschlossen ein weiterer Personenwagen angehangen.
Nicht ganz pünktlich geht es dann los. Der Fahrplan hat aber offensichtlich
große Reserven, so daß nicht nur die verspätete Abfahrt,
sondern auch längere Unterwegshalte (zur Benutzung der Bahnhofstoilette
und zur Kaffeeversorgung des Triebwagens in Niederzissen oder anscheinend
zur Abrechnung der Einnahmen in Oberzissen) leicht aufgeholt werden.
Im vorderen Streckenteil beeindruckt am stärksten das Viadukt
zwischen Tönisstein und Burgbrohl. Ab Oberzissen hat man einen schönen
Blick auf Burg Olbrück. Bei Brenk erkennt man die Güterverladestelle
für das andere Standbein der BTE. Beispielsweise in Niederzissen scheint
es aber früher auch mehr Gleise gegeben zu haben, während der
Zug heute quasi auf dem Parkplatz eines Supermarkts hält. In Oberzissen
sind noch ein paar Gleise erhalten, da den Dampfzügen hier eine Diesellok
für die Steilstrecke angekuppelt wird.
Die Steilstrecke ist eigentlich der schönste Streckenteil. Unser
Triebwagen hat arge Probleme seine Waggons dort hochzuziehen. Während
draußen die Landschaft immer karger wird, freut man sich wettergeschützt
im Zug zu sitzen. Die früher bis Kempenich führende Strecke endet
heute bereits in Engeln. Das relativ neue und bewirtete Bahnhofsgebäude
liegt außerhalb des Ortes.
Da es außer einem sogenannten Vulkanpark nicht viel zu sehen
gibt, mache ich mich nach ein paar Fotos auf den Weg in den Ort.
Bei diesem fünfminütigen Marsch bergauf erwischt mich leider
ein heftiger Regenguß. Im doch recht übersichtlichen Ort ist
die einzige Bushaltestelle zum Glück schnell gefunden. Nach kurzer
Wartezeit kommt ein Linienbus der Ahrweiler-Verkehrs-GmbH
(AWV) mit Fahrtziel Mayen.
Die AWV gehört dem der Landkreis Ahrweiler und betreibt die ehemaligen Buslinien der Brohltalbahn. Es wird gemeinwirtschaftlich und nicht wie bei der VREA eigenwirtschaftlich gefahren. Der Bus hat dann auch einen wesentlich besseren Reisekomfort. Die Auslastung – wieder weit außerhalb der HVZ – ist allerdings nur unwesentlich besser: 2 bis 5 Fahrgäste auf dem größten Teil der Strecke. Diese Buslinie macht sogar 3 Stichfahrten um die nicht sehr ÖV-affine Besiedlungsstruktur zu erschließen.
Bei der Einfahrt nach Mayen unterqueren wir das Eisenbahnviadukt zwischen den beiden Mayener Bahnhöfen. Mayen hat ebenso wie Ahrweiler zahlreiche Stadttore und die Buslinie umrundet dreiviertel der Altstadt bevor sie am etwas außerhalb gelegenen Bahnhof Mayen-Ost endet. Ich steige nicht sofort aus, sondern möchte ein Teil dieser Umrundung mitmachen. Kein besonders kluger Entschluß wie sich herausstellt, denn an der zweiten Haltestelle wartet ein Pulk Schüler. Und so erhält der Bus auf den letzten drei Haltestellen seiner Tour noch eine anständige Besetzungszahl. Einen Halt nach der Schule verlasse ich das Gefährt jedoch, da ich mir vor dem Umsteigen auf den örtlichen Schienenverkehr die Altstadt ansehen möchte.
Burg, Stadtmauer und Innenstadt sind dann auch wirklich nett anzuschauen. Die Weiterfahrt Richtung Andernach plane ich ab Mayen West, da ich über das erwähnte Viadukt fahren möchte. Es gibt aber ein kleines Fahrplanproblem: 13:04 Uhr ist mir zu früh und danach ist der Stundentakt unterbrochen und die nächste Fahrt nach Andernach setzt erst in Mayen Ost ein. Grund ist wohl der Schülerverkehr, für den um 13:28 Uhr ab Mayen West ein Zug nur bis Niedermendig verkehrt. Dadurch, daß man diesen dort und nicht in Andernach wenden läßt, kann man um 14:13 Uhr in Mayen Ost wieder den üblichen Takt aufnehmen. Fahrgastfreundlicher wäre natürlich, die Schülerfahrt mit einen zusätzlichen Zug durchzuführen – aber es ist halt nur ÖV.
Wie dem auch sei, ich entschließe mich um 13:28 Uhr zunächst von Mayen West nach Mayen Ost zu fahren. Der Fahrschein kann bei Transregio an Automaten im Zug gekauft werden. Dort gibt es auch Fahrscheine zu einigen DB-Bahnhöfen. Aufgrund der Fahrplanprobleme komme ich aber nun zum zweifelhaften Vergnügen den Bahnhof Mayen Ost in Augenschein nehmen zu dürfen. Dabei handelt es sich um das verunstaltetste und dreckigste Bahnhofsareal (Gebäude und Bahnsteig), daß ich seit langen gesehen habe. Das recht große Gebäude ist nur noch Durchgang und ansonsten an Private vermietet. Bahnsteig 1 ist geschlossen und Bahnsteig 2/3 ziemlich verdreckt. Warum Transregio für so etwas Stationsgebühren zahlt (und der Aufgabenträger nicht einschreitet), ist mir ein Rätsel.
Nun gut (oder eher nicht gut), ich laufe noch etwas an der Strecke entlang und besteige dann das Regioshuttle 14:13 Uhr ab Mayen Ost nach Andernach. Unterwegs sind noch einige ehemals repräsentative Bahnhofsgebäude in verschiedenen Stadien des Verfalls oder der Privatisierung zu beobachten.
In Andernach
liegt der Bahnhof nicht am Rhein, sondern landeinwärts etwas entfernt
vom Stadtzentrum. Auch hier gibt es erhaltene Teile der Stadtmauer, aber
die Altstadt ist nicht ganz so hübsch wie in Mayen. Dafür hat
die Stadt als Ausgleich eine schöne Rheinpromenade. Nach einem Rundgang
durch den Stadtkern begebe ich mich am Rheinufer zum Schalter der "Köln-Düsseldorfer
Deutsche Rheinschiffahrt AG" und erstehe ein Ticket für eine Schiffstour
bis Linz.
Schon aus der Ferne ist das aus Richtung Koblenz kommende Schiff zu
erkennen. Es handelt sich um die "MS
Wappen von Mainz", eines der größten Ausflugsschiffe auf
dem Rhein. Trotz des für eine Schiffstour nicht mehr ganz so warmen
Wetters, treibe ich mich zunächst etwas auf dem Außendeck herum,
um ein paar Fotos zu machen. Als Besonderheit gibt es bei diesem Kurs noch
einen Schiffswechsel in Bad Hönningen. Dort steige ich in die "MS
Stolzenfels" um. Die "Wappen von Mainz" eilt leer Richtung Köln
weiter, wohl um für eine Abendveranstaltung vorbereitet zu werden.
In der "Stolzenfels" suche ich das Restaurant auf und leiste mir Kaffee
und Kuchen (in Anbetracht der Fahrpreise und des Rufs der KD könnte
die Bedienung freundlicher sein). Kurz vor Linz geht es dann nochmals zum
Fotografieren auf das Außendeck.
In Linz ist der Bahnhof nicht weit vom Rheinufer entfernt. Ab hier gilt wieder der VRS-Tarif. Die VRS-Infrastruktur an diesem – nicht ganz kleinem, aber zumindest zu diesem Zeitpunkt unbesetzten – Bahnhof besteht aus exakt einem Fahrscheinautomaten und einem Entwerter. Zum Glück habe ich etwas Kenntnisse des Verbundtarifs, denn ich hätte hier keine Chance zu erfahren, zu welcher Tarifstufe ich meine Zielhaltestelle erreiche. Eine Informationsvitrine, auf die am Automaten verwiesen wird, ist schlicht nicht vorhanden. Kein Glück sondern Vorplanung ist die Streifenkarte in meiner Tasche, da die DB seit Gründung des Verbunds die Ignoranz besitzt, an ihren Automaten keine VRS-Streifenkarten zu verkaufen.
Kooperativ wie ich nun einmal gegenüber ÖV-Anbietern bin, entwerte ich aber brav die richtige Streifenzahl auf meiner Streifenkarte und steige in den bald erscheinenden RE nach Bonn-Beuel. Dort wiederum gibt es unmittelbar am Bahnhof eine Haltestelle der Buslinie 529 Richtung Sankt Augustin.
Auch für diesen Tag die Fahrtkosten: 1 VRS-Streifenkarte zu 13,20 DM (St.Augustin – Bonn-Mehlem 3 Str., Linz – St.Augustin 5 Str.), Bonn-Mehlem – Brohl zu 3,90 DM (mit BC), Brohl – Engeln 16 DM (Vulkanexpress), Engeln – Mayen 6,80 DM (AWV-Bus), Mayen – Andernach 3,90 DM (Transregio, mit BC), Andernach – Linz 19,60 DM (Schiff). Der zweite Tag war also mehr als doppelt so teuer als die erste Tour, allerdings haben Vulkanexpress und Köln-Düsseldorfer auch einen recht hohen Kilometerpreis. Was soll's – gelohnt hat es sich in jedem Fall. E.L.
Zwischen Rhein und Eifel – 1. Tag
Zuletzt geändert am 11.12.2001 / © Edmund Lauterbach – Impressum / Kontakt