Pfingstausflug 2004
Wo sich Dampfzug und Straßenbahn begegnen

Teil 1: Vom Paarsparen und Duofahren

 
Pfingsten 1999 hatte sich ein Grüppchen aus dem Raum München zu einem Ausflug zu thüringischen Bahnspezialitäten aufgemacht (siehe PRO BAHN Post 07/99). Die damalige Tour war bei den Teilnehmern so gut angekommen, daß man so etwas mal wieder machen wollte. Es dauerte dann aber bis 2002, bevor wir uns in ähnlicher Besetzung an einen neuen Pfingstausflug wagten (siehe PRO BAHN Post 07/02). Seitdem sind zwei Jahre ins Land gezogen und wir meinten, es stünde mal wieder ein Ausflug an. Das ins Auge gefaßte Ziel liegt wie beim ersten Pfingstausflug in Thüringen, aber doch etwas weiter von München entfernt, in der Nähe von Nordhausen am Harz. Der Grund für dieses Reiseziel ist unter anderem die Tatsache, daß dort seit Anfang Mai Hybrid-Straßenbahnen fahren, die zwischen Elektro- und Dieselantrieb umschalten können, und so aus der Stadt hinaus ins Netz der Harzer Schmalspurbahnen wechseln.

Nun, fast wäre es kein Pfingstausflug geworden. Da die Anreise etwas aufwendiger ist als 1999 und 2002, wurden vier anstatt drei Tage eingeplant. Und dazu bot sich eigentlich das Himmelfahrtswochenende eher an als Pfingsten. Die Terminkoordination der Teilnehmer erwies sich jedoch als schwierig. Und die Hotelsuche sorgte letztlich dafür, daß es auch 2004 wieder ein Pfingstausflug wurde.

Für die Hinfahrt nach Nordhausen ergaben sich zwei Varianten. Zum einen ganz konventionell mit ICE bis Kassel-Wilhelmshöhe und weiter mit Regionalexpress. Zum anderen die Nutzung einer Intercity-Verbindung bis Kassel, die ein Umsteigen in Augsburg erforderte und nur eine Ankunft nach 18 Uhr ermöglicht hätte.

Im ICE war allerdings keinerlei Gruppenermäßigung verfügbar, so daß die IC-Fahrt erheblich preiswerter geworden wäre. Bis wir uns entschieden hatten, waren aber auch im IC die Gruppenkontingente ausverkauft. Da uns der verbleibende Preisunterschied (bezogen auf Bahncard-50 und Mitfahrerpreis) in Relation zu späterer Ankunft und knapperen Anschlüssen nicht attraktiv erschien, fand die Fahrt bis Kassel im ICE statt.

Spar im Paar Bevor es losging, kam die Deutsche Bahn AG noch auf die lobenswerte Idee, uns mittels "Spar im Paar" einen Teil des Fahrpreises zu erlassen (siehe hierzu Diskussion im Usenet). So mußten wir nur für vier Personen zahlen, obwohl dann sieben Leute auf die Reise gehen. Der "illegal" aus dem DB-Webangebot ausgedruckte Gutschein erweist sich zwar als nur halb so groß als derjenige aus einem dubiosen Presseorgan, die Fahrkartenkontrolle erfolgt aber ohne jede Bemerkung.

Leider waren schon dreieinhalb Wochen vor der Fahrt dem DB-Computer keine guten Plätze für eine siebenköpfige Gruppe zu entlocken. Anstatt Großraum, möglichst mit Tisch, wurden wir auf zwei Abteile verteilt. Irgendwie scheint das DB-Reservierungssystem einiges an Verbesserungspotential zu haben. Die Folge war, daß wir unsere Reservierung nur als Versicherung für den Notfall betrachteten und bei der Abreise in München dann erfolgreich zwei nebeneinanderliegende Vierergruppen mit Tisch im reservierungsfreien Wagen sieben des ICE belegen.


 
Duo-Combino und HSB-Triebwagen
 

 
Blick auf Ilfeld vom Steinberg
 

 
Dampfer und Ampfer (oder sonst'n Kraut)
 

 
Zum Quirl
 
 
Die Fahrt mit dem ICE, auch noch mit Umweg über Nürnberg, ist für die Reiseteilnehmer nun wirklich nichts Neues mehr. Umsteigen in Kassel-Wilhelmshöhe ist auch nicht richtig spannend, wird aber zur Ergänzung des Proviants und zum Preis- und Qualitätsvergleich verschiedener Kaffeeverkaufsstellen genutzt.

Mit einem Regionalexpress fahren wir danach zunächst fuldaabwärts, dann werraaufwärts. Unter der Werratalbrücke der ICE-Strecke hindurch führt die Strecke Richtung hessisch-thüringische Grenze. Über Heiligenstadt und Leinefelde erreichen wir am Nachmittag Nordhausen.

Nordhausen ist aber noch nicht der Endpunkt unserer Reise. Mit der neuen Straßenbahnlinie soll es noch ein Stück Richtung Harz gehen. Vorher decken wir uns mit Mehrfahrtenkarten des Nordhäuser Stadtverkehrs ein, die wir an einem von Stadt und Tourismusverband betriebenen Schalter im Reisezentrum des DB-Bahnhofs erhalten.

Auf dem Bahnhofsvorplatz wartet er dann schon auf uns – der "Combino Duo". Wie wir später feststellen, haben wir Glück und fahren mit dem einzigen Fahrzeug dieses Typs, bei dem auf sichtbehindernde Werbefolien auf den Fenstern verzichtet wurde. Im Mittelteil des Fahrzeugs nimmt der Dieselmotor den größten Platz ein. Die nur 34 Sitzplätze des Nordhäuser Zweirichtungs-Combinos sind dadurch noch einmal auf 27 reduziert – quasi der "Kleinbus" unter Deutschlands Straßenbahnen. Die Fahrgeräusche und die Beschleunigung überzeugen uns zunächst nicht. Wir erleben aber später Fahrten mit dem gleichen Fahrzeug, die einen positiveren Eindruck machen.

In Ilfeld suchen wir den Gasthof "Zur goldenen Krone" auf und sind mit den Zimmern eigentlich sehr zufrieden. Zur Erkundung des Ortes machen wir dann einen Spaziergang, der uns zunächst zum Haltepunkt Neanderklinik führt. Dort begegnet uns dann zum ersten Mal ein Dampfzug der Harzer Schmalspurbahnen (HSB). Anschließend geht es hinauf auf den Ilfelder Burgberg. Von der Burg ist leider fast nichts mehr vorhanden. Nächstes Ziel unseres Spaziergangs ist dann wieder der Bahnhof Ilfeld, wo wir kurz nach 18 Uhr einen weiteren, aus Dresden anreisenden Teilnehmer des Pfingstausflugs erwarten. Im Bahnhof gibt es eine kleine Gaststätte, die auch zwei Tische draußen, direkt neben dem Bahnsteig hat. Dort läßt sich, mit Getränken versorgt, sehr schön die Zeit bis zur Ankunft des HSB-Triebwagens aus Nordhausen abwarten.

Nachdem auch unser letztes Gruppenmitglied sein Zimmer bezogen hat, wird es Zeit für das Abendessen. Wir entscheiden uns für die nahegelegene Klosterklause und bereuen diesen Entschluß nicht.


 
Übersichtsplan Bahnstrecken
 

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