... und die Innenstadt?
(Teil 2)
Gedanken zur Fortentwicklung des
ÖPNV in einem schwierigen Stadtteil
Trambahnhaltestellen
Die Haltestellenabstände sind – zum Teil aus historischen, heute
nicht mehr relevanten Gründen – sehr unterschiedlich. Im Innenstadtbereich
sollten die Abstände etwas geringer sein als weiter draußen;
also etwa ein maximaler Abstand von 500 Metern.
Die Situation um den Hauptbahnhof ist hierbei ein recht komplexes Problem.
Im Folgenden soll ein alternatives Haltestellenkonzept vorgestellt werden
– zunächst allerdings nur als Anstoß einer sicherlich notwendigen
Diskussion.
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Die Haltestellen Hauptbahnhof Süd und Holzkirchner Bahnhof werden
zusammengefaßt vor dem Postamt Bayerstraße. Zur Begründung
ein kleiner Exkurs zu einem anderen Thema: PRO BAHN fordert seit langem
eine zusätzliche Querung der Gleise im Hauptbahnhof mit Zugang zu
den Bahnsteigen. Eine Option hierfür ist eine Querung auf Höhe
des westlichen Endes der Bahnsteighalle. Man kann sich beispielsweise vorstellen, daß eine Fußgängerüberführung in die westliche Hallenwand integriert wird. Das nicht mehr voll durch die Post AG genutzte Postamt Bayerstraße könnte im Zusammenhang mit einer solchen
Querung als repräsentativer Südzugang zum Hauptbahnhof gestaltet
werden. Diese Rolle kann der Holzkirchner Bahnhof bedingt durch Bausünden
der Vergangenheit nicht mehr übernehmen.
- Die oben geforderte Trambahnstrecke auf dem Südast der ehemaligen
Linie 17 bekäme dann nach Hauptbahnhof Süd (neu) als nächste
Haltestellen Schwanthalerstraße (südlich), Georg-Hirth-Platz
(in der Lessingstraße) und Beethovenplatz (in der Goethestraße.
- Ein etwas umgestalteter Starnberger Bahnhof – zum Beispiel mit einem direkten
Zugang zum S-Bahn-Gleis versehen – bildet im Norden das natürliche
Pendant zu einem neugestalteten Hauptbahnhof-Südzugang. Dementsprechend
sollte bei Linie 17 eine Haltestelle Starnberger Bahnhof anstatt Hauptbahnhof
Nord vorgesehen werden. Zusammen mit einer nächsten Haltestelle zwischen
Hopfenstraße und Herbststraße ergeben sich auf dem Abschnitt
Hauptbahnhof (Bahnhofplatz) – Hackerbrücke dann in etwa gleiche Abstände von 320 bis 350 Metern.
- Für den Bahnhofplatz selber als zentrale Haltestelle ist mittelfristig
eine mehrgleisige Lösung anzustreben. Bei Inanspruchnahme auch des
nördlichen Platzteils ist so etwas ohne wesentlich größeren
Platzverbrauch vorstellbar (siehe "Zurück zur Urbanität!").
- Als Folge einer Verschiebung der Haltestelle Hauptbahnhof nach Norden ist
auch die Haltestelle Hauptbahnhof Nord der Linie 20 in der jetzigen Position
verzichtbar. Diese kann man entweder etwas nach Norden zur Kreuzung Elisenstraße verschieben oder direkt mit der Haltestelle Karlstraße zu einer neuen Haltestelle zwischen Elisenstraße und Karlstraße zusammenlegen.
Hauptbahnhof / Stachus
Soweit zum Bereich Hauptbahnhof. Auch im Rest der Innenstadt bieten
sich für einige Streckenabschnitte neue Haltestellen oder die Verschiebung
von Haltestellen an.
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Neue Haltestellen:
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Sonnenstraße / Landwehrstraße zwischen Karlsplatz und Sendlinger
Tor (bisheriger Abstand ca. 580 Meter, mit zusätzlicher Haltestelle
knapp 300 Meter).
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Müllerstraße / Holzstraße zwischen Sendlinger Tor und
Müllerstraße (bisher ca. 625 Meter, neu etwa 320 Meter); dabei
Verlegung aller Haltestellen der Station Müllerstraße stadtauswärts,
also bei der Linie 27 in die Fraunhoferstraße. Dies löst auch
das Problem des relativ großen Abstands zur Haltestelle Fraunhoferstraße
(bisher 480 Meter, dann ca. 370 Meter).
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Rumfordstraße / Klenzestraße zwischen Reichenbachplatz und
Isartor (bisher 530 bis 550 Meter, danach etwa 260 bis 300 Meter). Durch
die Zwingerstraße erhält man hier einen kurzen Zugang zur Innenstadt.
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Promenadeplatz; dies ist insbesondere bei einer angestrebten Verlegung
der Haltestelle Theatinerstraße zum Marienhof sinnvoll; die neuen
Abstände betragen dann etwa 300 Meter.
- Verlegungen / Optionen:
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Bei einer Verlegung der zur Barer Straße fahrenden Linien zum Lenbachplatz
ist eine Haltestelle am südlichen Ende der Barer Straße als
Ersatz für Ottostraße sinnvoll.
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Reine Wendehaltestellen (eingleisig) in der Perusastraße und der
Ottostraße sind notwendig, wenn eines Tages die angesprochenen Optionen
für Wendemöglichkeiten am Lenbachplatz und am Marienhof verwirklicht
werden.
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Maximilianstraße: Bei einer Realisierung des Marienhofs als wichtiger
City-Haltestelle wäre zwischen Marienhof und Maxmonument theoretisch
nur noch eine Haltestelle notwendig. Bei Plazierung auf Höhe Wurzerstraße
ergäben sich Abstände von etwa 430 Metern. Bei zwei Zwischenhaltestellen
(Falkenturmstraße und am Altstadtring) erhält man recht kurze
Distanzen von 280 bis 300 Meter.
Trambahnfahrplan
Auch im Innenstadtbereich ist eine bessere Vertaktung anzustreben. Auf
Hauptstrecken muß ein Fahrplanstandard wie bei der U-Bahn erreicht
werden. Das bedeutet für Karlsplatz – Sendlinger Tor mindestens einen
2,5-/5-Minuten-Takt, und für Strecken wie Sendlinger Tor – Isartor
oder in Zukunft vielleicht auch Karlsplatz – Marienhof das Mindestangebot
eines 5-/10-Minuten-Taktes.
Das Hintereinanderherfahren im 1-Minuten-Abstand unmittelbar nach einer
Taktlücke von 9 Minuten oder abends gar eine 2-/18-Minuten-Abfolge
ist ein absolut kundenunfreundlicher Zustand. Auf sehr kurzen Strecken
wie Hauptbahnhof – Karlsplatz kann so etwas aus Anschlußgründen
zu Schwachverkehrszeiten noch Sinn machen. Für eine Relation wie Isartor
– Sendlinger Tor muß jedoch das Bemühen um Taktverkehr eindeutig
Vorrang haben. Die Fahrplanmacher sollten sich hier weniger von Betriebserleichterungen und stärker von den Bedürfnissen ihrer Kunden leiten lassen.
Buslinien 52 und 56
Zum Abschluß noch ein paar Ideen zur Neukonzeption von zwei die
Innenstadt berührenden Buslinien. Wie bereits erwähnt ist längerfristig
die Linie 52 auch als Trambahn vorstellbar.
Tal / Isartor / Deusches Museum
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Linie 52:
Südlicher Endpunkt sollte in Zukunft eher Thalkirchen als der Tierpark
sein. Nach einer Verwirklichung der S-Bahn-Südumfahrung (Südring)
ist für die Linie 52 eine Führung über den zukünftigen
S-Bahnhof Kolumbusplatz sicherzustellen. Die Busse können diesen beispielsweise über die Plattnerstraße erreichen. Eine andere Option wäre die Öffnung der Dollmannstraße für den Busverkehr.
Ab der Haltestelle Schweigerstraße stadteinwärts wird folgender
neuer Linienweg vorgeschlagen: Anstatt nach Westen über die Isar weiter
Richtung Norden durch Zeppelin- und Lilienstraße – getrennt nach
Fahrtrichtung entsprechend der vorhandenen Einbahnregelung. Das südliche
Ende der Zepplinstraße hat zur Zeit eine gegenläufige Fahrtrichtung.
Diese müßte geändert werden oder die Buslinie müßte
zwischen Schweigerstraße und Kreuzplätzchen in beiden Richtungen
durch die Lilienstraße geführt werden.
Eine neue Haltestelle Zenneckbrücke / Paulanerplatz bietet direkten
Zugang zum Deutschen Museum. Am nördlichen Ende von Zeppelin- und
Lilienstraße verläuft die vorgeschlagene Linienführung
nach Westen über die Ludwigsbrücke (Deutsches Museum, Isartor)
und weiter ins Tal (Haltestelle etwa auf Höhe Dürnbräugasse).
Dann im Einrichtungsbetrieb nach rechts in die Sparkassenstraße mit
einer Haltestelle unmittelbar nach dem Abbiegen. Am nördlichen Ende
der Sparkassenstraße nach links in den Hofgraben, und noch einmal
links zum Marienhof.
Endhaltestelle (Ein- und Aussteigen) sollte nördlich des östlichen
U-Bahn-Zugangs Marienhof sein. Die Rückfahrt geht dann von hier aus
durch die Dienerstraße zur Einstiegshaltestelle Marienplatz und durch
das Tal zurück. An der Ecke Dienerstraße / Marienplatz müßte die Lage der Bordsteinkanten geändert werden. Isartor ist bei dieser Linienführung die Umsteigestelle zur S-Bahn; Marienhof zu U3 und U6. Marienplatz bleibt als Touristenhaltestelle erhalten.
Lindwurmstraße / Sendlinger Tor / Viktualienmarkt
- Linie 56:
Auf dieser Linie entsteht ein wesentlich attraktiveres Angebot, falls
sie über den Ostbahnhof hinaus verlängert wird. Hier bietet sich
für die Zukunft die Strecke der jetzigen Linie 54 – beispielsweise
bis Herkomerplatz – an, die ansonsten nach Eröffnung der Trambahn-Nordtangente nur als Rumpflinie erhalten bliebe.
Eine Änderung des Linienweges wird hier stadteinwärts erst
ab Gärtnerplatz vorgeschlagen. Ab hier kann die Linie dann auf dem
bisherigen Weg der Linie 52 zum Viktualienmarkt verkehren. Dann weiter
über Rosental und Oberanger zum Sendlinger Tor. Von dort bietet sich
eine Verlängerung über die Lindwurmstraße zum Goetheplatz
an.
Die Haltestellen Gärtnerplatz und Blumenstraße sind bisher
nur gut 100 Meter voneinander entfernt. Es ist daher sinnvoll die Haltestelle
Blumenstraße (eventuell auch umbenannt in St. Jakobsplatz) auf den
Abschnitt der Corneliusstraße zwischen Blumenstraße und St.
Jakobsplatz zu verlegen. In diesem Zusammenhang könnte man auch überlegen, die Haltestelle Viktualienmarkt ins Rosental zu verschieben. Eine neue Haltestelle im Oberanger schafft guten Zugang zur Einkaufsmeile Sendlinger Straße.
Am Sendlinger Tor sollten die Busse südlich des Altstadtrings halten,
um gute Umsteigeverbindungen zur Trambahn zu ermöglichen. Eine ebenerdige
Querungsmöglichkeit der Lindwurmstraße würde dieses Umsteigen
sicher erleichtern. Eine Haltestelle in der Lindwurmstraße, etwa
auf Höhe der Rothemundstraße, schließt die Kliniken an.
Der Haltestellenabstand der U-Bahn wird von Fahrgästen mit Ziel Innenstadtkliniken häufig als zu groß empfunden. Die Endhaltestelle am Goetheplatz ermöglicht Umsteigen auf die dort vorgeschlagene Trambahnstrecke und nochmals zu U3 und U6.
Literatur:
R.Barth: Ist der Münchner Hauptbahnhof für Fahrgäste
da? – PRO BAHN Post 08/95
E.Lauterbach: Tram 17 Süd – Warum eigentlich nicht? – PRO BAHN
Post 10/95
E.Lauterbach, A.Barth: Stadtbahn
– Ein ergänzendes Verkehrssystem für München und sein Umland,
PRO BAHN Oberbayern, 1997
Kartengrundlage für alle Grafiken: Geoinfo-München, © Städt. Vermessungsamt München
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Querverweis: "Bahnhofplatz und Tram –
Zurück zur Urbanität!"
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