Bahnen in Bonn
Besondere Bahnstrecken und -gleise auf Bonner Stadtgebiet
[Vorbemerkung: Sofern Vergleiche mit "heute" gezogen werden, beziehen sich die Angaben auf dieser Seite auf das Jahr 2009.]
Außer den Strecken und Gleisen des Personenverkehrs gab und gibt es in Bonn einige bemerkenswerte Gleisabschnitte, die überwiegend dem Güterverkehr dienten.
Der obige Plan zeigt Streckenabschnitte aus verschiedenen Epochen, die zum Teil nicht gleichzeitig existiert haben.
Für einige Strecken gibt es Google-Earth-Darstellungen, die über die bei den Streckenbeschreibungen angebrachten Logos aufrufbar sind. Die Dateien lassen sich – mit einigen Einschräkungen in der Darstellung – auch in Google Maps laden. Die KMZ-Datei für die Wesselbahn wurde von Thomas Sieredzki erstellt.
Im Plan sind folgende Strecken eingezeichnet:
WB |
Von 1907 bis 1955 kreuzte die Wesselbahn an der Endenicher Allee niveaugleich die Straßenbahngleise nach Endenich, seit 1903 bereits die Pferdebahn. Die Wesselbahn wurde teilweise zweimal täglich bedient. Mit der Schließung des Wesselwerkes am 31.12.1969 endete auch die Bedienung bis Poppelsdorf. Ein Reststück der Strecke diente bis 1989/90 als Gleisanschluß der Firmen Knauber (Endenicher Straße) und Boehringer (Am Dickobskreuz) und wurde dann stillgelegt. Heute sind die Gleise der Wesselbahn bis auf Reste abgebaut. Eine Episode: Als kurz nach dem zweiten Weltkrieg der Bonner Bahnhof wegen Trümmer der Viktoriabrücke von Norden her nicht erreichbar war, sollen Personenzüge über die Wesselbahn geführt worden sein. Mit Umsteigen in die Straßenbahn wurde die Verbindung ins Stadtzentrum hergestellt. Weitere Informationen und einen passenden Stadtplanausschnitt gibt es auf einer Webseite von Gerd Hörnemann. ![]() Das Foto zeigt einen Güterzug auf der Wesselbahn mit Lok 92 566. Im Vordergrund die Gleiskreuzung mit der Straßenbahn an der Endenicher Allee. Der Rangierer geht vor, um die Kreuzung mit einer roten Fahne für den querenden Verkehr zu sperren. Aufnahme vom 2. April 1955; Foto: Karl-Heinz Wipperfürth.
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BG |
Von 1955 bis 1962 bestand in Hangelar ein Übergangsbahnhof zur Rhein-Sieg-Eisenbahn. Hier wurden in Beuel von der DB übernommene normalspurige Güterwagen auf Rollwagen der Schmalspurbahn verladen. 1964 wurde die Strecke auf den Abschnitt Beuel – Hangelar (4,5 km) verkürzt; die Gleise nach Großenbusch wurden abgebaut. Um die Gesamtstillegung zu verhindern gründete sich 1989 die "Initiative Kleinbahn Beuel – Großenbusch" (IKBG). Es wurde erreicht, daß die Stadt Bonn die Strecke erwarb. 1994 wurde die "Rhein-Sieg-Eisenbahn" als Eisenbahnunternehmen neu gegründet und übernahm den Betrieb der Strecke. Güterverkehr findet gemäß dem Bedarf der Anliegerfirmen statt. Dieser Bedarf schwankte in der Vergangenheit zwischen wenigen Fahrten pro Jahr und wöchentlich mehrfacher Bedienung. Regelmäßig werden Fahrten mit Personentriebwagen durchgeführt, so alljährlich zum größten rheinischen Jahrmarkt "Pützchens Markt". Es existieren Pläne, die Trasse bis Bechlinghoven (und weiter Richtung Holzlar) durch eine Straßenbahn zu nutzen. Die Umsetzung dieser Pläne muß als unsicher angesehen werden.
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Ebf |
Ab 1954 lief der Personenverkehr nicht mehr über den Ellerbahnhof. Die Gleise für den Güterverkehr blieben zunächst bestehen. 1969 wurde die Verbindung zur Rheinuferbahn durch den Autobahnbau unterbrochen. Der Bahnhof war nur noch durch ein Gleis von der Vorgebirgsbahn aus erreichbar. Der Ellerbahnhof wurde 1979 geschlossen. Alle Anlagen und Zulaufgleise sind abgebaut. Auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs befindet sich unter anderem ein Bürohaus, in dem bis Anfang April 2009 das Eisenbahnbundesamt residierte.Siehe auch: Streckenentwicklung der KBE im Bonner Nordwesten.
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K1 |
1967 wurden in Dransdorf die Güterabfertigung und das KBE-Betriebswerk geschlossen. Der Übergabepunkt wurde zum Bonner DB-Güterbahnhof verlegt. Bis 1969 wurde über das Dransdorfer Gleis und den Ellerbahnhof zwar auch die Rheinuferbahn erreicht, es ist aber anzunehmen, daß überwiegend Züge direkt von der Vorgebirgsbahn zur DB gefahren wurden. Das Gleis mündet seit 1969 in die südliche Ausfahrt des KBE-Rangierbahnhofs Bendenfeld (siehe K2). Das zuletzt errichtete Teilstück der Justus-von-Liebig-Straße wird seit 1974 recht aufwendig mittels einer Brücke gequert. Der Bendenweg unmittelbar neben den Gleisen der Vorgebirgsbahn wird dagegen seit jeher niveaugleich gekreuzt. 1973 endete auf der südlichen Vorgebirgsbahn der reguläre Güterverkehr. Danach wurde das Verbindungsgleises für Fahrten zwischen der Rheinuferbahn und dem Ellerbahnhof genutzt. 1979 wurde der Ellerbahnhof geschlossen. 1985 stellt die KBE den Übergabeverkehr via Bendenfeld offiziell ein. Eine Nutzung als DB-Gleisanschluß zum SWB-Betriebshof Dransdorf (als Ersatz für einen von der DB stillgelegten Anschluß des Betriebshofs Beuel) kam nicht zustande. Das Gleis wurde vor 2006 wahrscheinlich seit den 70er- oder 80er-Jahren nicht genutzt, war aber in dieser Zeit nicht stillgelegt. Am 12. und 13. August 2006 wurde an der Zufahrt zum Dransdorfer Stadtbahn-Betriebshof ein Weichenpaar ausgetauscht. Ein Bauzug und ein Eisenbahnkran wurden über die Rheinuferbahnstrecke nach Bendenfeld (siehe K2) und von dort über das Verbindungsgleis zur Baustelle gefahren. Dies war die letzte Nutzung vor der Stillegung und beendete die hundertjährige Historie des Verbindungsgleises.
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N |
Nach mehrfachen Eigentümerwechsel scheint die Motivation der Leichtmetallwerke, Güterverkehr auf der Schiene durchzuführen, nicht mehr vorhanden zu sein. Mit der Stillegung des Gleises zwischen Hersel und Bonn-Nord muß daher gerechnet werden. Dies ist das Ende der mehr als hundertjährigen Geschichte des normalspurigen Güterverkehrs über die KBE-Strecken nach Bonn. Falls es keine weiteren Sonderfahrten gibt, waren der 6. und 7. Mai 2006 die letzten Tage mit Personenverkehr nach Bonn-Nord (ab Wesseling mit KBEF-Schienenbus aus Anlaß des Rheinuferbahnjubiläums). Es bestehen Planungen, die Straßenbahnlinie 61 über Buschdorf nach Hersel zu verlängern. Dabei würde abschnittsweise die Trasse des Gleises mitbenutzt. Aus heutiger Sicht ist die Umsetzung diese Pläne fraglich.
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HB |
Aufgrund des stark zugenommenen Containerumschlags im Rheindorfer Hafen wünscht man sich in Bonn wieder einen Bahnanschluß des Hafens. Die Nutzung der alten Trasse wurde unmöglich gemacht. Unter anderem gibt es Ideen, den Anschluß als "Güterstraßenbahn" über den Straßenzug "An der Josefshöhe" und das Gleis nach Hersel (siehe N) herzustellen. Dies ist aber zur Zeit nur eine Zukunftsvison. Weitere Informationen und einen passenden Stadtplanausschnitt gibt es auf einer Webseite von Gerd Hörnemann.
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K2 |
Diese Verkehre erachtete man Ende der 60er-Jahre als wichtig genug, um zusammen mit der neuen Trasse der Rheinuferbahn auch für den Güterverkehr eine vergleichsweise aufwendige Neubaustrecke und den neuen KBE-Übergabe- und Rangierbahnhof Bendenfeld zu errichten. 1969 ging die KBE-Güterstrecke Hersel – Bendenfeld und der Übergabebahnhof in Betrieb. Dadurch bestand erstmals die Option, Züge auf direkten Weg von der Rheinuferbahn zur DB zu überstellen. Das Gleis verläuft ab Hersel bis zum heutigen Stadtbahnhalt Tannenbusch Mitte neben den Gleisen der Rheinuferbahn. Dann unterquert es in einer im Einschnitt liegenden Kurve die DB-Gleise und erreicht parallel zu ihnen den Bahnhof Bendenfeld. Heutiger Zustand: Die Strecke ist nicht stillgelegt, wird aber nur noch in
Ausnahmefällen benutzt.
Die ehemals dem Güterverkehr dienenden Gleisanlagen der KBE in Bonn kann man auch auf einem Streckenplan der HGK erkennen (PDF / 3,5 MB). Bei der Rhein-Sieg-Eisenbahn findet man eine Zustandsbeschreibung von 2005 zum ehemaligen Güterbahnhof einschließlich Bendenfeld.
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T |
1870 erreichte die rechtsrheinischen Bahnstrecke von Süden her Oberkassel. Vor einer Weiterfürung nach Norden richtete man zunächst eine Eisenbahnfähre (Trajekt) zur seit 1855 bestehenden linken Rheinstrecke ein. Das Trajektgleis lief linksrheinisch neben den Gleisen der Hauptstrecke bis zum Bonner Bahnhof. Etwa in der Mitte zwischen der heutigen Friedrich-Ebert-Allee und dem Rheinufer lagen die Anlagen des Bahnhofs Bonn-Trajekt (er würde heute unmittelbar neben dem Post-Tower liegen). Neben dem eigentlich Trajektbetrieb gab es auf der Bonner Seite aufgrund einiger Gewerbebetriebe einen regen Güterverkehr. Zusätzlich zum Trajektbahnhof wurde zwischen der linksrheinischen Hauptstrecke und der Köln-Koblenzer Chaussee ein Güterbahnhof mit einigen Stumpfgleisen eingerichtet. Wichtigster Verlader war dort die naheliegende Steingutfabrik Mehlem. Obwohl die rechtsrheinische Eisenbahn bereits 1871 in Troisdorf die Strecke nach Köln erreichte, bestand das Trajekt bis 1914. Danach wurde der Fährbetrieb eingestellt, die Zulaufgleise und der Trajektbahnhof blieben für den Güterverkehr in Betrieb. Der Bahnhof wurde 1922 in eine Ladestelle umgewandelt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Trajektgleis für Wagenladungsverkehr umliegender Firmen genutzt. Auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände siedelten sich Kohlelager an, die zeitweise durch Ganzzüge bedient wurden. Vereinzelt gab es zu Großveranstaltungen im Sportpark Gronau sogar Personenverkehr mit Sonderzügen. Rechtsrheinisch diente der verbliebene Gleisabschnitt zeitweilig als Anschlußgleis einer Schiffswerft auf dem Gelände des ehemaligen Fähranlegers. 1963 wurde das Trajektgleis auf der Bonner Seite stillgelegt. Etwa 1970 wurden die Bahnhofsanlagen abgerissen. Mit dem Bau der Konrad-Adenauer-Brücke und des Rheinauenparks verschwanden in den 70er-Jahren die Reste der Trajektanlagen beiderseits des Rheins. Im Einschnitt unter der Friedrich-Ebert-Allee verläuft seitdem eine Straße auf der ehemaligen Trajekttrasse. Der Gleisabschnitt parallel zur linken Rheinstrecke wurde überwuchert und teilweise durch Baumßnahmen zerstört. Ein Abschnitt der Trasse wurde wärend des U-Bahn-Baus für eine Umleitungsstrecke der Straßenbahnlinie 3 genutzt. Einen passenden Stadtplanausschnitt von 1924 gibt es auf einer Webseite von Gerd Hörnemann.
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RSE |
1921 wird die Gesellschaft in Rhein-Sieg-Eisenbahn umbenannt. Auch wenn es auf allen Strecken Personenverkehr gibt, bleibt der Zweck der Bahn hauptsächlich der Güterverkehr, in Beuel der Umschlag von Basalt auf die Rheinschiffe. Die Beueler Strecke hat in Hennef Anschluß an die RSE-Strecken nach Waldbröl und Asbach (Westerwald) sowie auf die Staatsbahnstrecke nach Siegen. In Niederpleis kreuzt die RSE-Strecke nach Siegburg und Rostingen (Westerwald) über Oberpleis. Am 1.8.1951 wird auf der Beueler Strecke der Personenverkehr eingestellt. Die eingezeichnete Streckenfürung entspricht im Bereich Hangelar der Situation ab 1955. Vorher verlief die Strecke ortsnäher und hatte bis 1951 an der Kreuzung Kölnstraße / Heckenweg einen Personenbahnhof. Zwischen 1955 und 1962 ist bei Hangelar (am rechten Rand der Grafik) ein Übergabebahnhof zur Kleinbahn Beuel – Großenbusch (BG) in Betrieb. 1967 stellt die RSE auf der Strecke nach Beuel den Güterverkehr und damit den letzten Rest ihres Schienenverkehrs ein. 1984 haucht die RSE als Gesellschaft ihr Leben aus. Rechtsnachfolger ist die Rhein-Sieg-Verkehrsgesellschaft (RSVG), das kommunale Verkehrsunternehmen des Rhein-Sieg-Kreises, der seit 1973 Eigentümer der RSE ist.
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Die Quellenlage zu einigen Fakten ist bei den hier beschriebenen Bahnstrecken
recht dünn. Fehler durch falsche Interpretation oder falsche
Schlußfolgerungen können daher nicht ausgeschlossen
werden. Korrekturen und Hinweise auf weiterführende Informationen zum
dargestellten Themenbereich sind erwünscht.
Bahnen in Bonn – Ein Ausflug in die Historie / Teil 1
(Komplett neu laden
mit beiden Frames.)
Teil 2 /
Teil 3
Strecken der KBE im Bonner Nordwesten (mit Fotos)
Linienverzeichnisse (Bahn&Bus)
Bonner Buslinien im Ahrtal
Busse in Niederpleis
Mit dem Bus zur Fähre
Buslinien in der Innenstadt um 1970:
Usenet-Beitrag 2002
Darstellung 2005
Bahnen in Bonn – Ideen für die Zukunft
Zuletzt geändert am 18.2.2018 / © Edmund Lauterbach – Impressum / Kontakt