Mein persönliches Pantheon der besten Leistungen



Da ich immer wieder gefragt werde, welcher »Hoffmann« denn der beste gewesen sei, möchte ich hier eine differenzierte persönliche Antwort geben. Selbstverständlich gibt es nicht »den besten Hoffmann«. Erstens wäre das eine subjektive Einschätzung, zweitens gibt es innerhalb einer Inszenierung gelungene Einzelleistungen und Aspekte, während andere wieder weniger gelungen sind. Dazu kommt, dass die Tagesform der Sänger und Musiker stark variieren kann und auch die Besetzung mit Sängern nicht immer die gleiche ist.




Regiearbeit


1. Die Inszenierung von Dmitri Bertman (Helikon-Theater Moskau), die ich in einer Übernahme in Tartu / Estland sah. Die szenische und psychologische Umsetzung der Botschaft dieser Oper war perfekt gelungen.

2. Die Inszenierung von Lorenzo Fioroni am Theater Osnabrück. Sie bietet eine Reihe überraschender neuer Ideen, die aber dem Geist des Librettos nicht widersprechen, z.B. die Interpretation der Rolle des Franz.

3. Die Inszenierung Thilo Reinhardts an der Komischen Oper Berlin. Dort gelang eine der wenigen in unsere Zeit versetzten Inszenierungen dieser Oper. Thilo Reinhardt hat mit seiner Inszenierung die Zeitlosigkeit dieses Opernstoffes belegt.

4. Die Inszenierung Christof Nels am Nationaltheater Mannheim. Sie bot einen überzeugend charakterisierten Protagonisten und erfreute durch die völlige Abwesenheit von aufgesetzten und werksfemden Showeffekten.

5. Die Inszenierung von Johannes Erath am Stadttheater Bern. Die intensive Darstellung und die Ausschmückung mit unter die Haut gehenden Szenen berührten mich ungemein.

7. Die Inszenierung von Calixto Bieito am Nationalltheater Oslo für ihre intensive Umsetzung menschlicher Gefühlszustände in Bilder und physische Situationen.

8. Elmar Goerdens mutige Umsetzung dieser Oper in unsere Zeit am Theater Basel mit vielen werkskonformen neuen Einfällen.

9. Christian von Götz` zweite Inszenierung eines »Hoffmann« innerhalb vierer Jahre am Theater Magdeburg erfasste die inneren Konflikte Hoffmanns und stellte ihn als mehrdimensionales Wesen dar.

10. Gabriele Wiesmüllers Inszenierung für das Theater Koblenz, die mit einem genial interpretierten Giulietta-Akt brillierte.

11. Harry Kupfers monumentale Inszenierung, die vom Großen Theater Warschau übernommen wurde.

12. Die Inszenierung am Theater Aachen durch Corinna von Rad, die mit einer Reihe interessanter und werkskonformer Einfälle überzeugte, z.B. eine neue Interpretation der Rolle der Olympia.

13. Die Inszenierung an der Oper Breslau von Waldemar Zawodsinski. Mit einem fantastischen Bühnenbild, das er auch selbst gestaltet hatte, gab der Regisseur die Oper so wieder, wie ihr Untertitel es verlangt: une opéra fantastique.

14. Die Inszenierung von Jakop Ahlbom in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin, die sich durch intensive Darstelllungskunst und tiefes Verständnis für die Tragik Hoffmanns auszeichnete.

15. Die liebevoll detaillierte und einfallsreiche Regiearbeit Bettina Lells in Pforzheim.

16. Die konsistente Regiearbeit von Dominik Beneš am Großen Theater Pilsen

Nota bene: Keine einzige dieser ausgezeichneten Inszenierungen wurde je von einem Fernsehsender übertragen. In diesem Medium werden üblicherweise konventionelle und oft weitgehend missglückte Inszenierungen an bekannten Häusern gezeigt, in denen Weltstars auftreten.

Ich hatte mehrere Fernsehsender angeschrieben und auf hervorragende Interpretationen dieser Oper hingewiesen. Reaktionen erfolgten nicht.




Bühnenbild


Jeannine Cleemen und Moritz Weißkopf für Bühnenbild und Ausstattung in Pforzheim

William Dudley am Königlichen Opernhaus Covent Garden für sein opulentes klassisches Bühnenbild

Oskar Fluri für sein ungewöhnlich kreatives und ästhestisches Bühnenbild in Selzach

Kaspar Glarner am Stadtheater Bern für sein zur Inszenierung kongeniales Bühnenbild

Sebastian Hannak für sein klares und eindrucksvolles Bühnenbild am Nationaltheater Mannheim

Herbert Murauer für seine kongenialen Projektionen am Theater an der Wien

Rebecca Ringst für ihre kongenialen Bilder an der Nationaloper Oslo

Hans Schavernoch am Großen Theater Warschau für seine monumentalen Szenen

Hans-Holger Schmidt für seine klaren Strukturen und schönen Farbtöne in Cottbus

Lars-Ǻke Thessmann für sein klassisches Bühnenbild an der Oper Stockholm

Wladimir Zawodzinski für sein wahrhaft fantastisches Bühnenbild an der Oper Breslau

Martin Černý für sein einfallsreiches Bühnenbild am Großen Theater Pilsen

Bruno de Lavenère für sein klares und eindrucksvolles Bühnenbild in Rouen







Orchester

und

Dirigenten

in alfabetischer Reihenfolge


Symphonisches Orchester Basel, Enrico Delamboye

Grieghalle Bergen , Marc Soustrot

Staatstheater Cottbus, Evan Christ

Rheinoper Düsseldorf, Wen-Pin Chien

Oper Frankfurt, Roland Böer

Grand Théatre Genf, Patrick Davin

Teatro São Carlos Lissabon, Gregor Bühl

Teatro alla Scala Mailand, Marko Letonja

Theater Magdeburg, Kimbi Ishii-Eto

Oper Malmö, Alberto Hold-Garrido

Staatsoper München

Landestheater Neustrelitz, Sebastian Tewinkel (meine persönlichen Favoiten)

Metropolitan Opera New York, John Keenan

Nationaloper Oslo, Stefan Blunier

Großes Theater Pilsen

Orchester der Oper Rouen, Jonas Alber

Nationaloper Sofia, Welisar Gentscheff

Theater an der Wien, Riccardo Frizza

Orchester des Staatstheaters Wiesbaden, perfekt dirigiert von Michael Helmrath




Chor

meist mit Extrachor


Chor der Staatsoper München (außer der viel zu langsamen Passage „elle a des belles yeux“)

Chor der Oper Rouen

Chor des Theaters Basel

Chor des Staatstheaters Wiesbaden




Durchgehend gute sängerische Leistungen


Grieghalle Bergen

Theater Luzern

Theater Magdeburg

Scala Mailand

Metropolitan Opera New York

Staatsoper München

Nationaloper Oslo

Theater an der Wien

Kammeroper Rheinsberg

Tischlerei der Deutschen Oper Berlin

Staatstheater Saarbrücken

Theater Liberec

Theater Basel






Bei allen Sängern ist zu berücksichtigen, dass die Tagesform stark schwanken kann. Besonders bei Premieren ist die Nervosität auch bei Routiniers häufig groß. Diese Listen stellen also nur Momentaufnahmen dar. Die Listen sind alfabetisch geordnet.

Hoffmann


Joseph Calleja an der Met

Giuseppe Filianoti an der Hamburger Staatsoper

Jean Pierre Furlan an der Oper Malmö

Vittorio Grigolo am Opernhaus Zürich

Marcus Haddock an der Staatsoper Wien

Paul Kaufmann in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin

Sergej Khomov an der Volksoper Wien und an der Rheinoper Düsseldorf

Thomas Piffka an der Oper Essen

Karl Schneider am Theater Lüneburg

Ramón Vargas an der Scala

Rolando Villazón am Royal Opera House Covent Garden und an der Staatsoper München




Triole

Sopranistinnen, die alle drei bzw. vier Rollen sangen


Fabienne Conrad an der Oper Rouen

Diana Damrau an der Staatsoper München

Julie Davies am Staatstheater Darmstadt

Olesya Golovneva an der Oper Malmö

Alexandra Hutton in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin

Sylvia Koke am Staatstheater Saarbrücken

Tatiana Larina am Stadttheater Pforzheim

Annick Massis an der Oper Nizza

Elisabeth Meyer an der Folkopera Stockholm

Elena Mosuc an der Staatsoper Hamburg

Anna Palimina am Staatstheater Wiesbaden

Marlis Petersen am Theater an der Wien

Yuka Yanagihara am Theater am Halle´schen Ufer Berlin





Muse


Erica Brookhyser am Staatstheater Darmstadt

Judith Braun am Staatstheater Saarbrücken

Angela Brower an der Staatsoper München

Eva-Maria Günschmann am Theater Trier

Kristine Jepson am Royal Opera House Covent Garden

Kate Lindsey an der Met

Ann-Kathrin Naidu an der Oper Köln

Meredith Nicoll an der Kammeroper Rheinsberg

Elisabeth Starzinger an der Komischen Oper Berlin

Katerina Volovca am Nationaltheater Prag

Anja-Daniela Wagner am Theater Nordhausen

Monika Walerowicz am Staatstheater Kassel




Olympia


Inga-Britt Andersson am Theater Zwickau

Mari Eriksmoen am Theater an der Wien und an der Nationaloper Oslo

Ji-Hyun An an der Kammeroper Rheinsberg

Olesya Golovneva an der Rheinoper Düsseldorf

Cornelia Götz an der Komischen Oper Berlin

Kathleen Kim an der Met und am Liceu in Barcelona

Sumi Kittelberger am Theater Luzern

Julia Neumann am Theater Erfurt

Patricia Petibon am Grand Théatre Genf

Brenda Rae an der Oper Frankfurt

Ani Taniguchi am Theater Osnabrück

Diana Wassilewa an der Nationaloper Sofia

Jana Sibera am Großen Theater Pilsen




Antonia


Arantxa Armentia am Staatstheater Hannover

Maria Fontosh an der Oper São Carlos Lissabon

Gesche Geier am Theater Regensburg

Sylvia Hamvasi an der Rheinoper Düsseldorf und an der Oper Frankfurt

Maria Koslova an der Theaterschule Glasgow

Helène le Corre am Theater Bern

Sinéad Mulhern an der Komischen Oper Berlin

Anna Netrebko an der Met

Ilia Papandreou am Theater Erfurt



Giulietta


Katharina Gumos an der Komischen Oper Berlin

Christine Rice am Royal Opera House Covent Garden

Ursula Pfitzner an der Volksoper Wien

Sunyoung Seo am Theater Basel



Widersacher


Alex Esposito an der Nationaloper Oslo

Derrick Lawrence am Theater Luzern

Michael Mrosek am Theater Koblenz und an der Sommeroper Selzach

Laurent Naouri am Opernhaus Zürich und an der Scala

Matias Tosi am Theater Regensburg

Samuel Youn an der Oper Köln

Jiři Hájek am Großen Theater Pilsen

Simon Bailey am Theater Basel




Bemerkenswerte Sonderleistungen


Regie

Interpretation der Rolle der Olympia sowie viele interessante Regieeinfälle in Luzern

Die einfallsreiche Interpretation der Rolle der Olympia am Theater an der Wien

Plastische Darstellung der Rolle des Widersachers in Sofia

Hervorragende Schauspielkunst an der Theaterakademie München

Die Initiative Martin Biedermanns vom Opernverein Vaduz, in Eigeninitiative eine Oper auf die Bühne zu bringen, sie zu inszenieren und zu dirigieren.

Die Einfügung des alten E.T.A. Hoffmann als stillen Beobachter in Kiel, der während der gesamten Oper stumm auf seine früheren Abenteuer zurückblickte.

Die Leistung des Regisseurs Thomas Dietrich, in Selzach, innerhalb kurzer Zeit aus heterogen zusammengesetzten Mitwirkenden ein leistungsfähiges Ensemble zu formen.

Die gleiche Auszeichnung an Matthias Oldag an der Kammeroper Rheinsberg






Orchester

Dank an das Dutzend Musiker in Dijon, die einem Orchesterstreik trotzten und so die Premiere mit einem Rumpforchester ermöglichten. Der Pianist war die Seele der zufällig zusammengwürfelten Truppe im Orchestergraben.






Chor

Die hervorragende Idee in Gießen, den Chor im Finale um das Parkett herum zu postieren und den Text dazu von der Galerie regnen zu lassen.

Der perfekt gesungene a capella Chor im Finale an der Staatsoper München

Der ausgezeichnete Chor am Großen Theater Pilsen

Der bemerkenswert gute Chor am Theater Basel






Ausstattung

Bühnenbild und Kostüme vom Regisseur der Oper Breslau

Die wunderschöne Szene im Olympia-Akt in Hildesheim, in der Spalanzanis Automaten als Bräute dargestellt wurden

Das wunderschöne Ambiente im Schlosspark mit gelungenem Bühnenbild an der Kammeroper Rheinsberg








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